Dienstag, 24. Februar 2015

Absolutio - Erlösung im Blut (2014) - Review & Interview


Schon als vor fast drei Jahren die ersten Promobilder zu Philip Lilienschwarz' Film Absolutio - Erlösung im Blut auftauchten, konnte ich meine Vorfreude kaum zügeln. Heute endlich war es dann so weit und ich durfte den Film in Augenschein nehmen.

Jesaja (Stefan Vancura), streng gläubiger Christ, aus der Bahn geworfen vom Tod seiner Mutter und geplagt von Albträumen, erfasst den Entschluss, die Welt von Sündern zu reinigen. Göttliche Strafen gibt es für Ehebrecher, Homosexuelle und andere Frevler, welche nicht nach christlichen Glaubenssätzen leben.

Mit Hammer, Sägen, Zangen und diversem Werkzeug werden die Sünder zur Beichte gezwungen, bis unter seine Opfer Jule fällt...


Lilienschwarz gelingt es mit Absolutio definitiv, sich vom deutschen Amateursplattereinheitsbrei abzuheben. Zwar sind die (für meinen Geschmack teilweise zu lieblosen) Effekte derbe und großzügig im Film verteilt, dienen aber nicht dazu, den Zuschauer bei Laune zu halten, sondern gelten als i-Tüpfelchen bei Absolutio. Vielmehr zeigt der Regisseur, was ein gutes Drehbuch ausmacht und dass es spannender ist, in die Psyche des Hauptcharakters vorzudringen, als nur munteres Meucheln zu zeigen.

Alle Charaktere spielen ihre Rollen überzeugend und verleihen dem Film die nötige Ernsthaftigkeit, die häufig bei Amateurproduktionen fehlt. Die ernste Grundstimmung durchzieht den gesamten Film und wird von ruhigen Bildern und einem großartigen Score begleitet. Für Letzteren ist kein anderer zuständig als René Bidmon (Necrophile Passion, Isolation, RAW 3)


Absolutio - Erlösung im Blut wurde durch das Indie-Label Maximum Uncut Productions, sowohl in einer Amaray als auch in einer großen Hartbox limitiert auf 500 Stück veröffentlicht. In dieser befindet sich der Film sowohl auf BluRay als auch auf DVD.

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Hallo, Philip. Vielen Dank für das Interview. Und zuallererst das, was alle brennend interessiert: Was kannst du jetzt zum fertigen Film sagen?

Man sieht hinterher natürlich immer, was man noch hätte besser machen können. Aber die Kunst beim Film ist es ja eigentlich, das VORHER zu sehen. Perfektion ist schwierig. Trotzdem bin ich zufrieden und auch stolz. Wir haben mit einem ganz kleinen Budget gearbeitet, was man dem Film meiner Meinung nach fast gar nicht ansieht. Was den Gore angeht, hätte ich am liebsten noch Geld für zwei weitere derbe Splatterszenen gehabt, aber auch so ist der Film schon ziemlich hart. Außerdem kam es mir auch darauf an, dem Wahnsinn des Mörders viel Raum einzuräumen. Das wäre mir ohne den grandiosen Hauptdarsteller Stefan Vancura nicht gelungen. Er ist aus meiner Sicht der Traum eines jeden Regisseurs und ich hoffe, dass wir ihn auch noch in anderen guten Filmen zu sehen bekommen. Aber auch sonst war ich mit dem Team sehr glücklich. Martin Faltermeier (ZFOS) hat als Kameramann tolle Arbeit geleistet und viel Erfahrung mitgebracht, René Bidmon hat mit mir zusammen einen angenehm "anderen" Soundtrack erarbeitet und selbst komponiert, ... Ich könnte noch viele einzelne aufzählen, denn es ist ja immer Teamwork! Es hat einfach gepasst. Es war ein nettes, begeistertes Team, das echten Einsatz gezeigt hat, und ich finde, das sieht man im Endprodukt.


Das kann man deinem Film auch zugute heißen. Hier wird noch großen Wert auf die Charakterentfaltung gelegt und nicht nur schnöde Gewaltszenen aneinandergereiht. Eindringliches Lob an dieser Stelle auch nochmal an deinen Hauptdarsteller. Was sind deine Einflüsse / Vorbilder? Welche Filme schaust du?


Meine ersten Horrorfilme, die mich als Jugendlicher tage- (und nächtelang) nicht losgelassen haben, waren ALIEN und JAWS. Später kam dann FREITAG DER 13. dazu, aber auch Filme wie DIE FLIEGE. Irgendwann habe ich FULCI-Filme angeschaut, die mich aufgrund ihrer Atmosphäre begeistert haben, bald auch ARGENTOs Meisterwerke. Total mind-blowing war für mich MANIAC. Als ich den das erste Mal gesehen habe, dachte ich mir, ich möchte mal so einen Film machen. Ein Alltime-Favorite ist für mich Polanskis REPULSION. Ich glaube, mir ist einfach wichtig, dass ein Film psychologische Tiefe vermittelt, nicht nur krasse Gewaltszenen. So auch INSIDE. Meiner Meinung nach einer der besten Genrefilme der letzten 25 Jahre. Und eben nicht nur, weil er so gory ist.
Ich schaue aber alles Mögliche. Wenn ein Film gut gemacht ist, gefällt er mir, egal, aus welchem Genre er kommt. Man braucht auch Abwechslung, gerade wenn das Lieblingsgenre Horror ist, finde ICH.



Wie und wann kam dir die Idee zu "Absolutio" und wie lange dauerte es, das Projekt fertigzustellen?

Die eigentliche Idee hatte Produzent Maximilian Huber, den ich mal beim Indigo-Filmfest kennengelernt habe, und mit dem ich inzwischen gut befreundet bin. In einer langen Nacht bei einigen Bieren kam ihm die Idee, einen Film zu machen, bei dem der Mörder seine Opfer zwingt, zu beichten. Wir haben dann beschlossen, diesen Film zu realisieren. Es gab darauf über ein Jahr lang Telefongespräche und verschiedene Drehbuchversionen, bis wir mehr oder weniger zu dem kamen, was wir jetzt haben. Ich erinnere mich, dass es auch mal eine Szene gab, bei der Jesaja (der Mörder) die abgehackte Hand eines Opfers auf die Bibel legt und sagt: "Schwöre auf die Bibel" oder so. Die Szene hat es aber nicht in den Film geschafft, weil sie zu trashig war. Der Grundton meines Films ist ja eher ernsthaft. Die Hauptdreharbeiten fanden schon 2011 statt, erst 2012 gab es noch einige Nachdrehs und dann wurde lange postproduziert. Ende 2013 war der Film dann mehr oder weniger fertig; bis zum Release hat es dann noch aus verschiedenen Gründen bis Ende 2014 gedauert.


Gab es Schwierigkeiten bei der Realisation des Filmes? Und wie schwer ist es eine Kirche als Drehplatz für einen Horrorfilm zu bekommen?

Nicht wirklich. Die eigentlichen Kirchenszenen beinhalten ja nichts "Unchristliches". Da sind wir einfach rein und haben gemacht. Wenn man sich eine große Kirche aussucht, filmen und fotografieren dort ständig irgendwelche Touristen. Da fällt das nicht so auf, wenn man mit einer Filmkamera herumhantiert. Man muss halt versuchen, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem mal laut ist etc.


Würdest du "Absolutio" als Horrorfilm bezeichnen?

Ja. Er beinhaltet zwar ein paar genrefremde Elemente, aber insgesamt ist er ganz klar ein Horrorfilm.


Hast du schon filmische Pläne für die Zukunft?

Life is what happens while you are busy making other plans. Ich nehme das gerade recht entspannt mit der Planung.Demnächst wird ein Drehbuch, das ich für einen recht bekannten deutschen Indi-Regisseur geschrieben habe, verfilmt. Aber davon werdet ihr noch hören... 


Abschließende Worte?

Ich danke allen, die mich unterstützt haben und mich weiter unterstützen. Ohne euch kann ich keine Filme machen.


Dann bedanke ich mich für dieses Interview und wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.


Amen.

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