Donnerstag, 6. September 2012

Tetsuo: The Iron Man (1989)

Aus Fleisch werde Stahl.
Shinya Tsukamotos Tetsuo erzählt die Geschichte eines unscheinbaren Büroangestellten, der nach einem Aufeinandertreffen mit einem Metallfetischisten, welcher sich diverse metallene Gegenstände in den Körper gepflanzt hat, langsam aber sicher zu einem "Cyborg" mutiert. Schon kurz nach der Konfrontation der beiden, wachsen dem Protagonisten unbeschreibliche Metalle aus dem Körper. Immer begleitet von albtraumhaften Visionen und Vorstellungen.

So oder so ähnlich kann man die Handlung wiedergeben, die nicht gerade anspruchslos auf den Zuschauer losgelassen wird. Dieser Film, der im Übrigen ein Pflichtwerk für alle Cyberpunk-Sympathisanten darstellt, ist eine erstklassige Mischung aus Metaphern, heftigen Szenen, dem kolossalen Soundtrack Chu Ishikawas, etlichen Entfremdungen, der passenden Schwarz/Weiss-Optik und vielen weiteren Dingen, die dieses Stück Film zu dem Meisterwerk machen, als das es vollkommen zurecht bezeichnet wird.
"The concept of cyberpunk dates from the 1980s, when I was in my twenties, watching films like Blade Runner and Videodrome. I consider these two films kind of like the parents of Tetsuo. And Katsuhiro Otomo's Akira is its brother. A slightly older brother who is smart and cool, while the younger brother is ugly and stubborn." - Tsukamoto
Der Film beginnt mit einer schmerzhaften Vorstellung des Metallfetischisten, gespielt vom Regisseur persönlich, der sich in seinem Wahn ein Metallrohr in eine klaffende Beinwunde einarbeitet. Die Kamera hält hierbei voll drauf. Das Rohr beginnt zu rosten und es kommt dazu, dass sich der Körper des Freaks immer mehr dem Metall unterwirft. Getrieben vom Schmerz rennt der Iron Man durch die Straßen, bis er plötzlich von einem Auto angefahren wird. Der Fahrer: Unser Büroangestellter (Tomorowo Taguchi) mit seiner Madame (Kei Fujiwara) auf dem Beifahrersitz. Schockiert und im Eifer der Panik entschließt sich dieser, sich des scheinbar toten Körpers zu entledigen, indem er ihn in die örtliche Botanik wirft. Was der Herr im Anzug nicht weiss: Der Metallfetischist lebt noch.
Während derartige Szenen durchaus brutal und verstörend daherkommen, gleichen andere Szenen denen eines Animes. Stop-Motion ist hierbei das Stichwort, eingesetzt um unglaubliche Bewegungen, Mutationen und Verfolgungen zu ermöglichen. Desweiteren verfügt der Streifen sogar über surreale Elemente, die vorallem durch besondere Kameraeinstelltungen und der Machtergreifung des Metalls zustande kommen. Die industriellen Szenerien tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei.


Optisch wartet Tsukamotos Werk mit markanten Eigenschaften auf. So ist der ganze Film (der nebenbei erwähnt eine Laufzeit von "nur" 67min. aufweist) in Schwarz/Weiss gehalten, durchzogen von grobkörnigem Bild und etlichen Bildverunreinigungen. Dies geht vorallem durch das geringe Budget hervor, unter dessen diese Wucht von Film entstanden ist. Es sei jedoch gesagt, dass eben jene Punkte keineswegs negativ auffallen. Gerade dieses dreckige fügt sich perfekt in die Szenerien und dem Geschehen ein.
Ein weiterer sehr nennenswerter Aspekt ist die Kombination aus Bild und Soundtrack. Nur wenige Filme schaffen es hier mitzuhalten. Bilder von Metall unterlegt durch die metallenen Hämmersounds Ishikawas sorgen für ein Ergebnis, das seinesgleichen sucht.
Die Kameraarbeit ist sehr durchdacht, sorgt diese oftmals für ein sehr paranoides Gefühl beim Zuschauer, so als ob dieser verfolgt oder beobachtet wird. Bei diversen Szenen wird dies besonders deutlich.


Jetzt kann man sich vollkommen zurecht fragen, was der ganze Klamauk eigentlich soll. Was bezweckt der Regisseur mit seinem Werk? Sicher ist, dass es nicht die eine Antwort oder Interpretation gibt.
Die Ersetzung des Menschen durch die Maschine spielt hierbei eine ganz große Rolle. Auch werden die Auswirkungen der Industrialisierung kritisch und radikal auf das Publikum eingehämmert.
Dennoch sollte jeder für sich entscheiden, wie er diesen Film deutet und was er daraus zieht.


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Der von uns bereits vorgestellte HAZE 超恐怖 ist ebenfalls ein Schmankerl von und mit Tsukamoto.

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