Montag, 16. Juli 2012

Begotten (1990)


"Also, ran an Begotten!" - wie auch immer sich das mein Kollege vorgestellt hat; hier kommt es, beziehungsweise der Versuch. Denn was Elias Merhige sich mit Begotten geleistet hat, ist nicht einfach in Worte zu fassen.

Er beschreibt eine Art Genesis - eben nur auf eine völlig abwegige Weise.
Zu Beginn des Filmes sieht man einen in einem Gewand gehüllten Mann - Gott (Brian Salzberg), welcher sich durch Messerstiche in den Bauch tötet. Aus dem toten Körper erhebt sich eine Frau - Mutter Erde (Donna Dempsey), die sich mit dem Samen des toten Gottes schwängert. So kommt es nun, dass sie ein Kind, den Sohn der Erde, gebärt.
In der nächsten Szene wird das, in diesem Film eine große Rolle einnehmende, "Nomadenvolk" vorgestellt, eine in Kutten gekleidete Gruppe. Die Wesen werden dabei gezeigt, wie sie einen anderen Menschen foltern und schlussendlich töten.
Der nächste Akt widmet sich nun erneut der Mutter Erde und ihrem Sohn. Diese liegen auf einer Wiese, als der Erdensohn plötzlich anfängt zu zucken und krampfen. Daraufhin legt Mutter Erde ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn umher, durch einen Wald, bis auch sie letztendlich auf die Kuttenträger treffen...


Eins sei gesagt: (Viel zu) viele Filme werden verschrien als "nicht für jedermann" oder "nur für hartgesottene Fans des Genres". Begotten ist wohl der Film, für den dies am besten zutrifft. '78 Minuten dialogloser Albtraum' beschreibt das Gezeigte wohl am besten. In einigen Interviews gab Merhige selber an, dass er sich häufig bei Vorführungen gefragt hat, was sich in seinem tiefsten Inneren verbarg, und während der Dreharbeiten an die Oberfläche gelang.

E. Elias Merhige
Die Inspiration für Begotten erhielt der Regisseur nämlich im Alter von 19 Jahren bei einer Nahtoderfahrung während eines Autounfalls. Kein Wunder, fühlt sich doch das gesamte Werk an, wie der Tod in Bildern. Grobkörnige Schwarz-Weiß-Bilder begleitet von Naturgeräuschen und Aufnahmen voller Vergewaltigungen, Verstümmelung, (Selbst-)mord und Verbrennung.
Der unverwechselbare Stil Begottens entstand durch die Verwendung einer Arri-S-Kamera in Schwarz-Weiß. Die Frames wurden dann mit Hilfe einer 16mm Mitchell-Kamera erneut in Schwarz-Weiß abfotografiert, um dann durch heftige Filtrierung und Bearbeitung (etwa 10 Stunden pro Filmminute!) diesem Werk seine einzigartige Bildqualität zu geben.


Das Auslassen von Dialogen, die ständig wiederkehrenden Gewaltspitzen, die undurchsichtige, fast nur aus Interpretation bestehende Story und natürlich das häufig bis zur Unkenntlichkeit bearbeitete Bild machen es einem "normalen" Menschen nahezu unmöglich, diesem Film auch nur eine Spur Verständnis entgegenzubringen. So wird Begotten als langweilig abgestempelt, vorgespult und ausgemacht. Und auch ich als Filmfan, der von der ersten bis zur letzten Minute in einer Art Trance gefesselt war, kann diese Zweifel verstehen. 

"Like a flame burning away the

 darkness life is flesh on bone 

convulsing above the ground"


E. Elias Merhige gab einst an, Begotten als ersten Teil einer Trilogie zu sehen. Diese setzte er 2006 mit seinem Werk Din of Celestial Birds fort, ein 14-minütiger Kurzfilm, der sich dem Thema der Evolution widmet. Für jeden Cineasten sehr empfehlenswert. Auf Grund der noch enger gestrickten - sollte es denn eine geben - Storyline jedoch auch hier, trotz geringer Laufzeit, nicht ausnahmslos jedem zu empfehlen.


Ich würde nun jetzt gerne jedem Interessenten wärmstens die DVD-VÖ ans Herz legen. Problematisch hierbei ist, dass das amerikanische Label World Artist eine einzige Auflage bereits 2001 veröffentlicht hat. Verständlicherweise ist diese nun seit Jahren vergriffen, weshalb ich wohl auf eine Sichtung im Internet verweisen muss. So ist Begotten sowohl auf Youtube in voller Länge, als auch auf mehreren Seiten als Download zu begutachten.

Trailer, welcher neben Produktionsnotizen und einer Gallerie im Bonusmaterial zu finden ist.

 

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1 Kommentar:

M. hat gesagt…

Tolle Seite, werde hier öfter vorbeischauen!