Wie am Ende des Specials zum FFF im Sommer 2012 versprochen, melden wir uns nun mit einem neuen Bericht zurück. Diesmal von den Fantasy Filmfest Nights 2013: Einem ganzen Wochenende, an dem ein Genrefilm auf den anderen folgt. Selbstverständlich in Originalsprache. Diesmal dürft ihr euch auf einen maskierten Schlächter, das neue Meisterwerk von Oldboy-Regisseur Chan-wook Park, einen Typ namens John, der am Ende stirbt und noch einiges mehr freuen.
Leider konnten wir uns aus Zeitgründen nicht alle 10 Filme für euch angucken, weshalb wir das Programm für uns auf 3 pro Tag reduziert haben. Es folgen die Kurzvorstellungen in der Reihenfolge der Vorführungen.
Der Samstag:
Den Eröffnungsfilm stellte dieses Mal der kanadische Thriller American Mary von den Soska Schwestern (Dead Hooker in a Trunk), die uns hier in die abgründige Welt der extremen Body Modification entführen, in welche die begabte Chirurgiestudentin Mary Mason, verkörpert von der wunderbaren Katharine Isabelle (Ginger Snaps, 13 Eerie), nicht ganz freiwillig abrutscht. Als diese nämlich in Geldnöten steckt, sieht sie sich gezwungen, sich als Stripperin in einem schäbigen Nachtclub zu bewerben. Wo sie jedoch, als der Betreiber erfährt, dass sie angehende Chirurgin ist, gleich mal jemanden zusammenflicken darf. Trotz anfänglicher Skrupel dauert es nicht lange, bis die nächsten Aufträge folgen und bald beginnen auch die ersten Menschen aus ihrem Umfeld zu verschwinden. Übung macht schließlich den Meister.
American Mary ist sicherlich kein schlechter Film, überragend ist er jedoch auch nicht. Während alles sehr vielversprechend beginnt und der visuelle Aspekt ausgefeilt und passend ist, flacht der Spannungsbogen etwa in der Mitte leider etwas ab und es zieht sich ein wenig, bis das Ganze zum Ende hin wieder Fahrt aufnimmt. Schade, besonders weil die Charakter allesamt interessant sind, die Geschichte durchaus Potential hat und auch mit blutigen Schauwerten nicht gegeizt wird, die allesamt recht realistisch wirken und zu keinem Zeitpunkt comichaft geraten sind. Wenn man also etwas für harte, leicht dramenhafte Thriller mit Folterelementen und / oder Katharine Isabelle übrig hat, sollte man mal reinschauen, ansonsten verpasst man sicherlich auch nicht allzu viel, wenn man den Film im Laden stehen lässt, bis der Preis gesunken ist.
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Diese Handlung dieses Films lässt sich am besten mit der Klischee-Checkliste zusammenfassen:
Eine schwangere Frau, die gleich zu Beginn getötet wird? Vorhanden. Das Baby kann aber gerettet werden und ist jetzt in Gefahr? Ebenfalls vorhanden. Die bösen Mutanten sind Kinder? Ist enthalten. Nur ein Sonderling, dem niemand glaubt, kennt eine Lösung? Auch dies kommt in der Story vor und glaubt mir, diese Liste könnte man noch sehr lange weiterführen.
Wäre diese Ansammlung von Handlungselementen aus dem Einmaleins des Horrorfilms alles gewesen, hätte Citadel durchaus noch ein unterhaltsames Werk werden können, wenn man wenigstens den Rest richtig gemacht hätte. Hat man aber nicht. Wenn das Publikum bei einem ernst gemeinten Horrorfilm öfter loslacht, als sich zu gruseln, dann läuft etwas gehörig schief und genau das ist hier der Fall. Die Monsterkinder machen zurückgeblieben klingende Geräusche und beschäftigen sich unter anderem mit so spannenden Aktivitäten, wie an Wänden zu lecken, die paar Gewaltszenen, die es gibt, wirken eher unfreiwillig komisch und zudem sind die Dialoge oft ziemlich dämlich. Dazu kommt leider noch, dass dies alles trotzdem nicht lustig genug für eine spaßige Trashperle ist und der Film sich in der Mitte zieht wie Kaugummi. Für Citadel gibt es nur eine richtige Reaktion: Auslassen.
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Zum Abschluss des ansonsten nicht so berauschenden Tages wurde dann noch einmal richtig aufgedreht. Hatten wir es in The Collector noch mit einem Einfamilienhaus als Schauplatz und relativ wenig Opfern zu tun, treibt es Regisseur Marcus Dunstan, welcher schon mit der Saw-Reihe Erfahrungen sammeln konnte, im zweiten Teil auf die Spitze. Gefühlt hunderte Opfer werden hier anfangs noch in einer Großraumdisko und später dann im Hauptquartier des Sammlers, einem riesigen Gebäudekomplex, auf die verschiedensten, nicht ganz schmerzfreien Weisen ins Jenseits befördert. Dazu kommen dann noch die entstellten Leichen von noch einmal ungefähr genauso vielen Menschen, die vor Beginn des Filmes zu so etwas wie moderner Kunst verarbeitet wurden. Ansonsten muss man zur Handlung eigentlich nicht viel mehr erwähnen, außer dass der Einbrecher (Josh Stewart) aus Teil 1 wieder die Hauptrolle hat und es ein wirklich bezauberndes Final Girl (Emma Fitzpatrick) gibt. Der Rest stammt nämlich auch in The Collection aus dem Genre-ABC, im Gegensatz zu Citadel wurde hier allerdings auch etwas daraus gemacht. Nämlich etwas sehr, sehr Blutiges.
Wenn Blut, Gewalt und kreative Fallen in einem Film so groß geschrieben werden wie hier, stellen sich eigentlich nur noch zwei Fragen: Ob er zum ganzen Gesplatter auch noch spannend ist, was eindeutig mit "ja" beantwortet werden kann, sowie ob die Effekte gut aussehen und auch auf dieser Ebene kann The Collection punkten. Sieht man mal vom Massaker in der Disko zu Beginn des Films ab, wo man fast ausnahmslos mit hässlichen Digitaleffekten zugeballert wird, so bekommen wir schöne, handgemachte Splattereien geboten, die das Herz jedes Genrefans höher schlagen lassen.
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Der Sonntag:
"Solving the following riddle will reveal the awful secret behind the universe, assuming you don't go utterly mad in the attempt. If you allready happen to know the awful secret behind the universe, feel free to skip ahead."
Selten gibt es einen so genialen Einstieg in einen Film wie im neuen Werk von Don Coscarelli (Phantasm, Bubba Ho-tep) und genauso selten wurde ich von einer Horrorkomödie so gut unterhalten wie hier. John Dies at the End erzählt die sehr wirre Geschichte von den Freunden David und John, welche nach dem Konsum der neuen Droge "soy sauce" übersinnliche Fähigkeiten bekommen haben und, da sie nun unter anderem Gestalten aus dem Jenseits sehen können, jetzt als eine Art Harz IV-Version der Ghostbusters arbeiten. Dazu gibt es natürlich noch ein Mädchen zu gewinnen, sowie die Erde und dazu noch das eine oder andere Universum zu retten, während die ganze Zeit über ein Gagfeuerwerk der Extraklasse abgebrannt wird, an dem wohl besonders (aber nicht nur) Fans von Beavis & Butt-Head oder ähnlichem Freude finden werden. Außerdem kommen Nerds mit haufenweise Anspielungen auf Filme und Musik und einem riesigen Menge an seltsamen Einfällen auf ihre Kosten.
Das klingt jetzt erst mal alles ziemlich perfekt und das wäre es auch, würde es sich bei John Dies at the End um einen eigenständigen Film und nicht die Verfilmung eines Romans handeln. Als solche ist der Film nämlich leider nicht wirklich zu gebrauchen. Nicht nur wurde einiges verändert oder ausgelassen, sondern auch ungefähr zwei Drittel der kompletten Handlung des Buches einfach gestrichen, wodurch nicht immer alles komplett klar wird. So muss man leider sagen, dass die Vorlage nicht nur abgedrehter ist, sondern auch um Längen besser. Wenn ihr damit leben könnt, greift zu. Ihr werdet es nicht bereuen. Habt ihr jedoch das Buch schon gelesen, dann lasst diesen Film am besten aus.
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Während dem Krieg in einem nicht näher benannten Balkanstaat muss die taubstumme Angel (toll gespielt von Rosie Day) mit ansehen, wie ihre Mutter und Schwester von plündernden Soldaten erschossen werden. Sie selbst wird zusammen mit einigen anderen Mädchen in ein Militärbordell verfrachtet, wo jedoch Viktor (Kevin Howarth), der Leiter des Etablissements, an ihr Gefallen findet und so bleiben ihr die Vergewaltigungen erspart. Entkommen kann sie jedoch trotzdem nicht und so muss sie von nun an den restlichen Mädchen vor jedem Termin mit einem "Kunden" Heroin spritzen, um sie gefügig zu machen. So lebt sie ihr trostloses Leben, bis sie nach einiger Zeit eine Freundin findet, die Gebärdensprache beherrscht. Als diese jedoch bei einer Vergewaltigung ums Leben kommt, eskaliert die Situation.
The Seasoning House ist mal wieder einer der seltenen Filme aus diesem Genre, die es nicht nur versuchen, sondern auch wirklich schaffen, Emotionen und Mitgefühl beim Zuschauer hervorzuholen. Einmal liegt das natürlich an der schauspielerischen Leistung, wobei hier die von Rosie Day, Kevin Howarth und Sean Pertwee, der einen der Mörder von Angels Mutter spielt, besonders hervorzuheben sind. Andererseits trägt auch die Präsentation einen sehr großen Teil zur Atmosphäre und Wirkung des Films bei. Im trüben Dunkel des heruntergekommenen Bordells mit seinen engen Lüftungsschächten und vernagelten Fenster, kann man selbst als Zuschauer förmlich die Klaustrophobie fühlen und Gewaltszenen sind äußerst hart in Szene gesetzt, ohne dabei jemals übertrieben zu wirken. So sind die Vergewaltigungen beispielsweise an keiner Stelle des Filmes auch nur ansatzweise anregend inszeniert und zudem bekommt man den wohl realistischsten Kehlenschnitt der jüngeren Filmgeschichte zu Gesicht. Dieser Film tut einfach weh, allerdings auf eine für einen Filmfreund äußerst positive Weise.
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Nach dem Tod ihres Vaters sieht die introvertierte India Stoker (Mia Wasikowska) sich mit einem Problem konfrontiert. Wie aus dem nichts taucht ihr Onkel Charlie (Matthew Goode), von dem sie noch nie etwas gehört hat, auf und zieht bei ihr und ihrer psychisch instabilen Mutter (Nicole Kidman) ein. Im Gegensatz zu ihrer Mutter findet sie jedoch eher weniger Gefallen am Neuankömmling, was sich auch zu bestätigen scheint, als die ersten Leute aus dem Umfeld der Familie zu verschwinden beginnen.
Unser letzter Film an den diesjährigen FFF Nights stellte auch gleichzeitig den Höhepunkt dar. In diesem Thrillermeisterwerk von Chan-wook Park (Oldboy) stimmt einfach alles. Die Schauspieler arbeiten auf Hochtouren, die Bilder sind bis ins kleinste Detail ausgefeilt und die Musik passt untermalt das gesamte Geschehen zu jeder Zeit perfekt. Das alles in Verbindung mit der genialen Story über Familienbeziehungen, Mord und die Entwicklung einer nicht ganz normalen, jungen Frau lassen die knapp zweistündige Spielzeit ohne auch nur einen Anflug von Langeweile vergehen.
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Obwohl wir dieses Mal keine so konstant gute Auswahl getroffen hatten wie im Sommer, so konnten wir euch doch einige für sich betrachtet sehr gute Filme vorstellen, bei denen sich eine Sichtung sicherlich lohnen wird. Auf mehr vom FFF könnt ihr euch im Sommer freuen, wenn es wieder heißt: "Fear good movies".
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