Die junge Mary Mason ist Chirurgie-Studentin, die ihren Werdegang mit sehr viel Ehrgeiz angeht. Um das teure Studium weiter finanzieren zu können, versucht Sie ihr Glück in einem Striplokal. Nicht, dass ihre äußeren Merkmale nicht für ordentlich Stimmung sorgen würden, aber ihre Fähigkeiten als Dame für die Stange wissen den Lokalinhaber kaum zu überzeugen. Dieser sieht in Mary ein ganz anderes Talent, das er für seine Zwecke als äußerst nützlich betrachtet.
Durch das naive Mitbringsel in Form eines Lebenslaufs wird der Clubbetreiber Billy (Antonio Cupo) über die angehende Chirurgin in Kenntnis gesetzt. Dieser weiss ihr Talent sinnvoll zu nutzen und führt sie zu ihrem ersten Patienten - einem aufgeschlitzten Typen, der bei einem krummen Geschäft offensichtlich übel zugerichtet wurde. Ihrer Übung an tierischen Objekten verdankt sie es, dass der Job fachgerecht erledigt werden kann. Billy ist zufrieden mit der Arbeit und erinnert sich an die finanziellen Sorgen Marys. Fortan bietet er ihr zahlreiche Aufträge an, über dessen Moral und Vernunft sich streiten lässt. Alle stehen jedoch ganz im Zeichen der Schönheit.
So verdient sich "Bloody Mary", genial verkörpert durch die atemberaubende Katharine Isabelle (Ginger Snaps, Insomnia), ihr Geld mit allerlei Schnibbeleien an Personen wie Ruby (Paula Lindberg), die das Barbie-Dasein durch das Entfernen von Nippeln und Schamlippen komplettieren möchte. Eher unfreiwillig trifft sie desöfteren auf Beatress Johnson (Tristan Risk). Dieser Charakter zählt zu meinen absoluten Lieblingen des Films.
Beatress, die diesen Namen vermutlich nach ihrer Geschlechtsumwandlung angenommen hat, verfügt über ein derart unheimliches Auftreten, dass man es als Zuschauer schon fast mit der Angst zu tun bekommt. Gleichzeitig wirkt der Charakter sehr sanft und liebenswürdig und genau dieser Kontrast hat mir besonders gut gefallen hat.
American Mary ist das Werk der Soska-Sisters (Dead Hooker in a Trunk), die in ihrem Werk den amerikanischen Schönheitswahn thematisieren und auf die Spitze treiben. Der Film greift hauptsächlich die Szene der "Body Modification" auf, welche von gespaltenen Zungen, Silikoneinsätzen in der Stirn über Genitalmodifikationen bis hin zu Amputationen reicht. Nicht nur thematisch bedingt geht es hier oft ziemlich blutig zur Sache und die eine oder andere Ekelszene ist ebenfalls enthalten. Im Großen und Ganzen hält sich der Film im Verteilen von Blut und Eingeweiden jedoch zurück.
AM stellt die von der Gesellschaft akzeptierten "kosmetischen Eingriffe" mit den verpöhnten Eingriffen eines Bodymods auf eine Stufe, die letztendlich doch dasselbe darstellen: Das Schneiden und Verändern des eigenen Körpers zugunste des persönlichen Schönheitsideals eines Individuums. Und genau hier sehe ich die eigentliche Intention des Films. Der Zuschauer soll durchaus unterhalten werden, aber vielmehr geht es den Soskas darum die äußere Erscheinung einer anderen Person zu akzeptieren und diese nicht danach einzustufen. Denn alle "modifizierten" Personen ist diesem Film strahlen Freude und Zufriedenheit aus. Sie sind zufrieden mit sich selbst und mit dem, was sie darstellen.
Der Film nimmt ebenfalls Stellung zu einer verkorksten Gesellschaft, in der wir uns sicher oftmals befinden.
Während die Freaks wie Beatress, Ruby und weitere Anhänger des Bodymods als glückliche und normale Menschen dargestellt werden, sind die von der Gesellschaft akzeptierten und hoch angesehen Ärzte und Chirurgen die eigentlichen Bösewichte.
Im Hinblick auf die schauspielerischen Leistungen ist AM durch die Bank erhaben und authentisch. Allen voran natürlich die Figur der Mary. Isabelle versteht sich ausgezeichnet in der Rolle der jungen Chirurgin und liefert eine Leinwandpräsenz, die durch Kälte und Schonungslosigkeit, gleichzeitig einer natürlichen und nicht übertriebenen Spielweise sehr realistisch wirkt. Auch die bereits erwähnte schauderhafte Anwesenheit Beatress' verdankt diese dem tollen Spiel Risks. Des Weiteren haben die Soska-Zwillinge ebenfalls einen kleinen Auftritt in ihrem Film, der zwar etwas makaber erscheint aber dennoch von Humor geprägt ist.
Insgesamt ist American Mary ein überdurschnittlich guter Film aus der Independent-Ecke, was er vorallem dem Ideenreichtum der Soskas sowie der bezaubernden Katharine Isabelle zu verdanken hat. Zur Freude der meisten hat der Film erst vor kurzem eine Veröffentlichung auf DVD und BD in Deutschland spendiert bekommen, die glücklicherweise sogar ungeschnitten daherkommt. Allen Interessierten rate ich definitiv zur Sichtung.
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