Sonntag, 9. Juni 2013

Isle of The Damned (2008)

Da es vor einigen Wochen recht still um CINEMORPHIN war, doch nun meine Kollegen mit Pauken und Trompeten ihre neuen Reviews vorstellen, komme auch ich nicht drumherum meinen Senf über Filme, die es meines Erachtens wert wären, reviewt zu werden, von mir zugeben.


Mein Reviewjahr 2013 werde ich nun mit einer Rezension eines Filmes einleiten, der alles zuvor Gesehene in den Schatten stellt. Schließt Frauen und Kinder ein und hütet euch vor Isle of The Damned! 1980 drehte Triebtäter, Tierquäler, Exhibitionist und Regisseur Antonello Giallo ein Werk jenseits von Gut und Böse: Echte Tötungen und Kannibalismus sind genausowenig von der Hand zu weisen, wie der Missbrauch von Eingeborenen und das Unterdrogensetzen der Darsteller, um diese für die Aufnahmen der Greueltaten gefügig zu machen - kein Wunder, dass der Film mittlerweile in 492 Ländern verboten wurde.



Doch welch Ungetüm ist denn zu solch Taten in der Lage, einzig und allein für Geld und Berühmtheit?

Am 9. August 1948 in Rom zur Welt gekommen dauerte es nur 14 Jahre, bis der junge Antonello das erste Mal das Innere der Jugendstrafanstalt von Verona sah. Nach nur weiteren vier Jahren war er schließlich wieder auf freiem Fuß und bereit, einer der berüchtigsten Regisseure des 20. Jahrhunderts zu werden. Nach mehreren Rauswürfen aufgrund Exhibitionismus vor Minderjährigen an diversen Sets und der Mitarbeit an osteuropäischen Fetisch-Pornos, gelang es Antonello Giallo im Jahre 1970 sein erstes Werk zu realisieren, das Erotikdrama The Innocents.
Nach einigen Anschuldigungen in diesem Film eine echte Vergewaltigung eines Behinderten an einem Hermaphroditen gezeigt zu haben, verschwand Giallo von der Bildfläche, um sich nach fast zehn Jahren und mehreren, weiteren Anzeigen letztendlich am Ende seiner Flucht vor den Behörden im südamerikanischen Dschungel wiederzufinden, um dort die Dreharbeiten zu Isle of the Damned zu beginnen.
Aufgrund der bereits geschilderten Umstände musste er nach der Veröffentlichung des Filmes auch Südamerika verlassen und setzte sich in die USA ab, wo er seine - of the Damned - Reihe mit Pleasures-, City-, und Planet of the Damned fortsetzte.
Während der Produktion seines letzten Werkes wurde Giallo ins Krankenhaus eingeliefert, wo ihm beide Beine amputiert werden mussten. Dort angekommen konnte er auch seine Begeisterung für die Regie nicht zurückhalten: Er wurde nach einem Monat vorzeitig wieder entlassen, da er auf der dortigen Krebsstation versuchte, sterbende Kinder zu filmen.
Er landete auf der Straße, wo er auch kurz darauf sein Ende durch Strangulation während eines Sexspielchen mit einem Transvestiten in einer schäbigen Gasse New Yorks fand.

Wer das alles für ziemlich unglaubwürdig hält, soll recht behalten. Denn tatsächlich sieht das Ganze etwas anders aus.




Titel: Isle of The Damned
Regie: Mark Colegrove
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Horror - Komödie




Einen Antonello Giallo hat es nie gegeben; auf jeden Fall nicht den just von mir vorgestellten. Hinter allem verbirgt sich der Amerikaner Mark Colegrove, dem es aber überaus brillant und unverkennbar gelang ein extrem humorvolles, fiktives Netz um die Produktionsgeschichte zu spinnen.

Die Story seines Werkes wirkt aber tatsächlich wie in den 70ern geschrieben: ein typischer Schatzsucherplot im argentinischen (Misch?)Wald, gepaart mit der guten, alten Cannibal-Holocaust-Message, wer denn wirklich die Primitiven sind. Dazu ein stereotyper Badass, angeheuert von einem skupellosen, geldgierigen Schatzsucher, und einer Menge Kannibalen - Fertig ist der Stoff, aus dem Märchen gemacht werden.

Hab ich schon erwähnt, dass es ein recht blutiges Märchen für Erwachsene ist? Obwohl die Gore-Effekte meist sehr simpel (, ob nun -was höchstwahrscheinlich ist - für den Trash-Faktor oder aber aufgrund des geringen Budgets) gehalten sind, gibt es sie dennoch zu Genüge: Vergewaltigung, Zoophilie (mit Stofftieren), das Abtrennen von Gliedmaßen und viele andere Taten, die in einem Kannibalenfilm natürlich nicht fehlen dürfen. Sagte ich etwas von Tiersnuff? Au ja, auch den gibt es natürlich, nur dies Mal in einer Art und Weise, vor der jedes peta-Mitglied den Hut zieht. ;-)




Von Kameraführung, aufwendigen Kulissen, ausgefeilten Dialogen und schauspielerischer Leistung möchte ich an dieser Stelle mal nicht anfangen - wir erinnern uns: Es ist eine Parodie, und dazu noch eine sehr trashige. Da wird auch nicht vor auffällig - Pardon - beschissenen Perücken, angeklebten Bärten und den wohl klischeebehaftetesten Outfits überhaupt zurückgeschreckt. Zu erwähnen sei auch noch die gottgleiche (A)Synchronisation. Während des Drehs wurde nämlich kein Wort gesprochen, sondern nur unregelmäßige
Lippenbewegungen gemacht, die dann im Anschluss nachgesprochen wurden.

Zum Schluss bleibt nur noch zu sagen, dass dies ein Muss für jeden Kannibalenfilmfan (mit Humor) ist, und bei keinem DVD-Abend mit guten Kumpels, Bier und Peter Jacksons ersten Werken fehlen darf.

An einem Interview mit Mark Colegrove aka Antonello Giallo arbeite ich momentan auch schon. (Nach einem Bild von meinem Isle of the Damned - Tattoo direkt neben dem von Cannibal Holocaust konnte er nicht mehr "Nein." sagen.)
Je nach eurem Interesse wird es früher oder später auch hier 'reingestellt.

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1 Kommentar:

rob chamber hat gesagt…

Klingt widerlich interessant!