Dienstag, 26. Februar 2013

Texas Chainsaw Massacre: The Beginning (2006)


"I often ask myself, 'What makes a man a killer?"

1939, irgendwo in der texanischen Einöde. Eine Schlachterei. Eine schwangere Frau bricht während ihrer monotonen Arbeit zusammen, windet sich in Krämpfen, der Bastard in ihrem Leib erblickt kreischend das lebensfeindliche Licht der Welt. Er ist nicht gewollt, wird achtlos wie ein verdorbenes Stück Fleisch noch an Ort und Stelle in einem Müllcontainer entsorgt und der Alltag im Schlachthof geht weiter. Eine abgerissene Frau wühlt wenig später auf der Suche nach Nahrung im Abfall, hört etwas wimmern. Sie erblickt das Neugeborene und beschließt, es mit nach Hause zu nehmen. Dort soll der verstoßene Klumpen nun aufwachsen, obwohl der Tod ihm ein größeres Geschenk gewesen wäre ...

30 Jahre später arbeitet der damals von der Hewitt-Familie Thomas getaufte Findling (Andrew Bryniarski) nun in genau dieser Schlachterei, wie seine Mutter, und geht derselben Akkordarbeit nach. Er scheint über all die Jahre gut gegessen zu haben, ist ein Tier von einem Mann geworden. Doch wie das in ländlichen Gegenden nunmal der Fall war und ist, sind die sexuellen Eskapaden der Bewohner nicht selten von Alkohol- und Meth-Konsum bzw. Inzest geprägt und so verwundert es auch nicht, dass der junge Thomas allem Anschein nach eine gar widerliche Visage hat, die er mithilfe einer provisorischen Maske bedecken muss. Des Sprechens scheint er auch nicht oder nur sehr sporadisch mächtig zu sein, er verständigt sich ausschließlich mit Grunzlauten und Schnauben.
Das Land steckt im mittlerweile 12. Jahr des Vietnam-Krieges, eines eher unpopulären bewaffneten Konflikts, ein Umbruch findet statt und so ist es nicht verwunderlich, dass die Kadaververwertungsanstalt in der Nähe von Taylor, TX nun schließen muss, ob es Lederfratze Tommy gefällt oder nicht.


Doch das mitsamt seiner missratenen Sippe beschimpfte Monster will nicht gehen und nimmt sich kurzerhand seinen Chef und dessen obersten Speichellecker vor ...
Zeitgleich sind zwei Brüder mit ihren jeweiligen Hippie-Schnecken (u.a. Jordana Brewster) auf dem Weg zu einem Militärstützpunkt, da beide für die Truppen in Vietnam eingezogen wurden. Doch nach einigem Rumgebumse, gequälten Dialogen und einer denkwürdigen Autofahrt dürfte es selbst dem Letzten nun dämmern, dass sich die Wege der 4 und der Hewitt-Familie kreuzen werden ...

Der mittlerweile 6. Teil des TCM-Franchises wurde diesmal vom eher unbekannten Südafrikaner Jonathan Liebesman unter Mithilfe von Michael Bay und Ur-Initiator Tobe Hooper verantwortet. Der Zusatztitel "The Beginning" ist hierbei durchaus irreführend und dürfte vor der ersten Sichtung einiges an falschen Erwartungen wecken, da der Teil bis auf einige interessante Splitter im Grunde nur ein Remake des Remakes ist. Man erfährt zwar ganz nett dargestellt, woher Leatherface kommt und wie er aufgewachsen ist, jedoch nicht, was ihn zu einer derartigen Kreatur hat werden lassen außer der Demütigung seitens seiner Mitmenschen. Aufschlussreich wäre ebenfalls gewesen, die Anfänge und die Initiativzündung des Killers Leatherface zu beleuchten, was zusätzlich die Entstehungsgeschichte der aus Menschenhaut bestehenden Maske erklären würde, die sich deutlich von der noch zu Schlachterezeiten getragenen Schutzmaske unterscheidet. Auch die Motive der mordenden Sippschaft bleiben eher im Dunkeln - dass sie eine Art Schreckensherrschaft führen und sich aufgrund ihres als einzige verbliebene Familie im Ort einsiedlerhaft anmutenden Lebensstils Nahrungsnachschub inform von knusprig frittierten Twens holen müssen, ist ja ganz nett. Jedoch bei einem damals schon über 30 Jahre alten Franchise und angesichts über 100 Verwandter im Backwood-Slasher-Genre seit den 60ern wie The Hills have Eyes, Wrong Turn, Two Thousand Maniacs! oder The Prey einfach zu klischeehaft und uninnovativ.


Klischeehaft sind hier genretypisch leider auch die meisten Charaktere gezeichnet. Ficksüchtige, naive und verhalten rebellische Opfer, eine primitive, ihren niedersten Instinkten folgende Kannibalenfamilie und die irgendwie nicht so recht ins Bild passen wollende, wortkarge Bikergang.

Andererseits wurde hier der immer noch (in meinen Augen) beste Teil der Serie vorgelegt, was einige völlig nachvollziehbare Gründe hat. Aller Klischeehaftigkeit zum Trotz schaffen es gerade die Opfer, es sich aufgrund ihrer inneren Zerrissenheit zwischen Partylaune und Kriegsangst und ihres doch eher einfach gestrickten Charakters, sich gerade deswegen jegliche Form von Mitleid seitens des Zuschauers zu verspielen, in einem Slasher eine durchaus löbliche Sache. Dies dürfte dann zumindest die Maniacs und Gorehounds ansprechen, die sich jubelnd darüber freuen, wenn der blonde Surferboy unter Stiefeltritten im Dreck liegt oder seine Tittenmaus völlig verstört der primitiven Folter ihrer Peiniger am Essenstisch ausgesetzt ist. Seitens der Hewitts sticht vor allem der Anführer, der nach einer Transformation nur noch "Hoyt" genannt werden will, heraus. Nett verkörpert durch den als sadistischen Gunnery-Sergeant Hartman aus Full Metal Jacket bekannten Schweinehund R. Lee Ermey, präsentiert Liebesman hier einen brutalen, zwischen Patriotismus und Vaterlandshass schwankenden Soziopathen, der zwar diesmal leider nicht mit derart epischen Sprüchen wie im eben genannten Anti-Kriegs-Film aufwarten kann, jedoch trotz allem Sympathiepunkte einstreichen dürfte. Sein Adoptivbruder Thomas aka Leatherface ist hier nun auch zum ersten Mal eine wahre Urgewalt. Sah man im Ur-Film noch einen lächerlichen Clown mit Ledermaske, der debil schreiend mit einer Kettensäge durch Käffer und über Maisfelder humpelte, hat man es hier nun mit einer seelenlosen, wütenden und erbarmungslosen Killermaschine zu tun, die aber trotz allem im Inneren noch ein scheues Kind geblieben ist und dementsprechend auch vom Rest der Familie gelenkt wird.


Auch das Setting weiß durchaus zu überzeugen. In groben Farben wird das nihilistische Schlachtfest im amerikanischen Provinznest und auf dem Hewitt-Gründstück präsentiert, das deutliche Parallelen zum ursprünglichen Haus aus den 70ern aufweist, mir persönlich ist jedoch nicht bekannt, ob hier dasselbe Heim verwendet wurde wie damals. Liebevolle platzierte Requisiten und eine zur Thematik passende Kulisse, inklusive vergammeltem Opfer- und Folter-Keller, tun ihr Übriges, um das Bild von Amerika's beinahe gesetzlos anmutender, um Jahre hinterher hinkender texanischer Einöde zu zeichnen. Der Schnitt ist ebenfalls für einen Slasher aus den "2000er"-Jahren recht angenehm gestaltet worden, neuzeitliches Stakkato-Videoclip-Gewichse sucht man hier vergebens, allgemein wurde vor allem technisch versucht, dem Charme und der Filmkunst der 60er- und 70er-Jahre zu huldigen.

Alles in allem erwartet einen hier nun ein netter Slasher für zwischendurch, mit im Horrorsektor berühmt-berüchtigtem Mutter-Werk, der das Genre oder die dafür üblichen Todes- und Folterarten zwar nicht revolutioniert, dem Sichter jedoch auch keineswegs auf den Sack geht oder mit unnötigen Längen nervt. Speziell der Brutalitätsgrad wurde im Gegensatz zu den anderen Teilen deutlich nach oben geschraubt. Wie bei derartigen Filmen des Öfteren üblich, wird darum auch hier empfohlen, die amerikanische Unrated-Version zu sichten. Es existiert zwar auch eine deutsche Unrated-Version, der trotz allem 49 Sekunden fehlen und die von daher dieses Siegel nicht verdient. Von der schweizerischen Bootleg mit US-Source und deutscher Tonspur wird von meiner Seite her abgeraten.


Link zur OFDB: Klick
Link zur IMDB: Klick
Link zu Schnittberichte.com bzgl. Laufzeiten: Klick

US-Trailer auf Youtube:

Keine Kommentare: